Zum Inhalt springen
Brunnen im Eingangsbereich des Lagomar Museum auf Lanzarote. Foto: Niklas Brose

Das Lagomar Museum – Verspielter Luxus auf Lanzarote

In den 70er-Jahren entstand die Wohnanlage Lagomar auf Lanzarote. Entworfen hatte sie der Künstler César Manrique. Der Schauspieler Omar Sharif kaufte das Anwesen später, besaß es aber angeblich nur für einen Tag. Er verwendete das Haus als Einsatz beim Glückspiel und verlor. Eine kuriose Geschichte über ein einzigartiges Wohnhaus inmitten von Lanzarote.

Bei der Ankunft am Lagomar Museum auf Lanzarote erscheint das Gebäude zunächst recht unspektakulär: Weiße, glatte Mauern, umgeben von rötlichem Vulkangestein. Das scheint auf Lanzarote zunächst nichts Besonderes zu sein. Schließlich besitzen fast alle Häuser auf der kanarischen Insel weiße Fassaden. Der Grund: Durch die weiße Mauer bleiben die Häuser innen kühler, da sie das Licht der kanarischen Sonne reflektieren. 

Diesen Vorteil der weißen Mauern hatte sicher auch verantwortliche Künstler César Manrique im Kopf, als er in den 1970er-Jahren das Lagomar auf Lanzarote entwarf. Und so passt sich das luxuriöse Anwesen im Ort Nazaret zumindest von der Farbe her an die Nachbarschaft an. 

Hat man dann die ersten Schritte hineingemacht, sieht es plötzlich aus, als sei man im Paradies angelangt. 

Drinnen im Lagomar: Kunstwerke im Kunstwerk

Begrüßt von einem großen, hellblauen Springbrunnen lädt bereits der Eingangsbereich zum Verweilen ein. Eine kleine Fontäne im Brunnen sorgt für eine paradiesische Atmosphäre, die vor allem in der Mittagssonne pure Entspannung bietet.

Doch das sollte einen nicht aufhalten weiterzugehen, um auch den Rest des Hauses zu erkunden. 

Eingangsbereich des Lagomar Museum in Lanzarote. Foto: Niklas Brose
Plätschender Empfang im Eingangsbereich des Lagomar. Foto: Niklas Brose

Links neben dem Brunnen führt eine Treppe in eine Art Maskenzimmer mit Sonnenterrasse. Oben angekommen kann man sich gut vorstellen wie die früheren Besitzer des Hauses sich hier bei einem Kaffee die kanarische Sonne auf ihre Köpfe scheinen ließen. 

Sonnenterrasse am Lagomar Museum auf Lanzarote unter blauem Himmel. Foto: Niklas Brose
Kaffee mit Aussicht gefällig? Diese Sonnenterrasse verspricht Kaffeegenuss unter blauem Himmel mit toller Aussicht auf den mittleren Teil von Lanzarote. Foto: Niklas Brose

Das Zimmer neben der Terrasse spendet in der Mittagssonne direkt wieder wohltuenden Schatten. Doch nicht erschrecken: In dem Zimmer, dessen Wände direkt in das Vulkangestein  übergehen hängen zahlreiche kunstvolle Masken, die die Besucher anzustarren scheinen. Perfekt ergänzt wird das Maskenkabinett durch aufwändig verzierte Schränke, die an den Wänden stehen. 

Wer die Masken und Schränke zu gruselig findet, der sollte unbedingt die Aussicht auf den Eingangsbereich des Lagomar genießen. Von hier oben bietet sich ein toller Blick auf den Innenhof mit Brunnen und das Grün drumherum.  

Wesentlich spektakulärer wird jedoch der Weg in die so genannte Casa Omar SharifDas Haus, das der ägyptische Schauspieler Omar Sharif angeblich nur für einen Tag besessen haben soll. 

Masken an der Wand im Lagomar Museum. Foto: Niklas Brose
Kunstvolle Masken an der Wand.

Um dort hinzukommen, muss man zunächst wieder hinunter in den Vorhof gehen. 

Ein Tunnel als Haustür

Um die Casa Omar Sharif zu betreten, führt ein kurzer Tunnel neben dem Brunnen im Eingangsbereich in Richtung der massiven Felswand. 

Am Ende des Tunnels befindet sich ein Zugang zu einer kleinen Höhle mit Sitzgelegenheiten. Rechts daneben führt eine Treppe in die oberen Etagen des Hauses, die hier definitiv den gewöhnlichen Weg ins Haus ermöglicht. Denn in der Mitte des Tunnels befindet sich eine weitere kleine Treppe, von der aus man in einen prunkvoll gestalteten Innenhof gelangt.

Ein kleiner Brunnen mit schwarzen Steinen. Foto: Niklas Brose
Schwarz-Weiß Kontrast im Lagomar. Foto: Niklas Brose

Inmitten des Innenhofs steht eine große Palme, umringt vom weißen, glatt polierten Mauerwerk. Rechts davon plätschert ein kleiner Brunnen vor sich hin, der sich mit seinen schwarzen Steinen klar von der Umgebung abhebt. 

Von diesem Raum aus führt nun, wer hätte das gedacht, ein weiterer Tunnel in den nächsten Abschnitt. Und dieser Tunnel stellt einen als Besucher vor eine kleine Herausforderung.

Ein Tunnel mit Stufen im Wasser. Foto: NIklas Brose
Bloß nicht daneben treten. In diesem Tunnel ist Konzentration und Koordination gefordert. Foto: Niklas Brose

Hat man den zweiten Tunnel erfolgreich passiert, hoffentlich ohne nasse Füße, geht es erneut ein paar Stufen hinauf. Hier läuft man nochmal durch einen weiteren großzügiger Innenhof. Danach geht es die letzten Stufen hinauf ins Wohnhaus von Omar Sharif. 

Kunstvoll dekorierter Vorhof der Casa Omar Sharif auf Lanzarote. Foto: Niklas Brose
Bevor es einige Stufen hinauf in das Haus von Omar Sharif geht, empfängt einen noch einmal dieser helle Hof. Foto: Niklas Brose

So entstand das Lagomar

Bauen lassen hat dieses einzigartige Haus ursprünglich der britische Immobilienmakler Sam Benady. Der beauftragte zu Beginn der 70er-Jahre den Künstler César Manrique damit, das Anwesen in der Nähe von Teguise zu bauen. Benady wollte das Haus potentiellen Kunden vorführen, die sich auch für ein Bauwerk dieser Art interessierten. 

Für die Konstruktion holte Manrique sich dann noch den einheimischen Künstler Jesús Soto dazu. Gemeinsam zauberten die beiden in den vulkanischen Steinbruch ein Kunstwerk, das in jeder Ecke das Märchen von 1001 Nacht darstellen sollte. Dieser arabische Flair lässt sich tatsächlich gut in den verschiedenen Räumen des Hauses erkennen. 

Als im Jahr 1972 die Dreharbeiten für den Film “Herrscher einer versunkenen Welt” auf Lanzarote stattfanden, besuchte auch der Schauspieler Omar Sharif das Lagomar. Angeblich war Sharif von der Schönheit des Gebäudes so überwältigt, dass er beschloss es zu kaufen.

Im Besitz von Omar Sharif befand es sich laut Erzählung nur für einen Tag. Benady, europäischer Meister im Bridge-Spiel, forderte Sharif angeblich zu einem Spiel auf. Der Schauspieler wusste nichts von den Fähigkeiten des Immobilienhändlers. Siegessicher verwettete Omar Sharif sein neu erworbenes Luxushaus und verlor. Er kehrte nie wieder ins Lagomar zurück.

Treppen führen in die Casa Omar Sharif. Ein Schild weist auf das Museum hin. Foto: Niklas Brose
Hinauf in die Ausstellung der Casa Omar Sharif. Foto: Niklas Brose

Im weiteren Zeitverlauf wechselte das Lagomar mehrfach die Besitzer. Viele Künstlerinnen und Künstler besuchten das Lagomar, um sich für eigene Werke Anregung zu holen.

1984 besuchte der deutsche Architekt Dominik von Boettinger Lanzarote und war absolut angetan von der Schönheit des Gebäudes. Fünf Jahre später erwarb er mit seiner Frau Beatriz, ebenfalls Architektin, das Lagomar. Die beiden beschlossen, diesen einzigartigen Ort für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierzu ließen sie unter anderem im Teil des Steinbruchs ein Restaurant bauen.

Die beiden hatten sich vorgenommen, Kunst, Konzerte und Gastronomie eindrucksvoll mit der Natur zu verbinden. Zudem wollten Sie einen öffentlichen Raum für lokale Künstler kreieren, um sich individuelle Inspiration zu holen. 

Die Topographie stellte für das Architekten-Ehepaar eine neue Herausforderung dar, nachdem sie lange Zeit in Amerika und England gearbeitet hatten. César Manrique empfahl den beiden die Formen des Vulkangesteins als Basis zu verwenden und die weiteren Baumaßnahmen daran anzuschließen.

Nachdem alle Arbeiten abgeschlossen waren, öffnete das Lagomar im Jahr 1997 offiziell für alle Besucher von Lanzarote. 

Kunst und Luxus in einem - Ein Rundgang durch das Wohnhaus

Schick, schicker, am schicksten. So könnte man den Rundgang durch das Wohnhaus im Lagomar auch bezeichnen. Hat man sich nämlich erstmal über die Treppen durch das Vulkangestein nach oben gearbeitet, erwartet einen erneut purer Luxus. Unter einem tut sich der zuvor durchschrittene Innenhof auf, links davon sieht man einen abgeschlossenen Außenbereich mit kleinem Swimming Pool. 

Auf der anderen Seite lädt das Wohnhaus von Omar Sharif zum Betreten ein. Direkt nach dem Eingang stößt man auf eine helle, große Küche. Schränke aus dunklem Holz befinden sich unter einer abgerundeten, großzügigen Arbeitsfläche. Der Gasherd schaut aus als sei er noch nie in Benutzung gewesen. Jeder Hobbykoch hätte hier ganz sicher viel Spaß beim Verköstigen seiner Gäste.

Die großzügige Küche im Lagomar. Foto: Niklas Brose
Hell und geräumig. Die Küche der Casa Omar Sharif auf Lanzarote. Foto: Niklas Brose

Allzu weit müsste man das Essen übrigens auch nicht bringen, um es zu servieren. Direkt im angrenzenden Flur steht ein großer Tisch, dessen Form direkt an die Rundung der Wand angepasst ist und sicher für mehrere Gäste Platz bietet. An der Wand darüber hängen Fotos vom Lagomar. 

Die Sitzbank, die selbst in die Felswand übergeht, strahlt zugleich Minimalismus aus. Lediglich zwei kleine Kissen laden ein, sich ins im Esszimmer zu setzen, bevor es hinauf in die nächste Etage geht.

Speiseraum im Lagomar Museo. Foto: Niklas Brose
Kunst scheint hier eine runde Sache zu sein. Die Sitzbank ist ebenso wie die Treppe mit dem Nischenregal in die Felswand eingearbeitet. Kunstwerke und Tisch runden das Gesamtbild im wahrsten Sinne des Wortes ab. Foto: Niklas Brose

Nach oben führt nun eine weitere kuriose Treppe, bewacht von einer mythischen Holzfigur. Auf dem Weg nach oben geht es dann vorbei an drei in den Fels gemeißelten Nischen, in denen weitere kleine Kunstwerke stehen. 

Baden und schlafen im Vulkanfels

Auf der zweiten Ebene präsentiert das Lagomar weitere Räume mit purem Luxus. Ein großes, ovales Zimmer mit Informationen zu Künstler Jesús del Carmen Soto, der mit am Bau beteiligt war. Und wie fast überall im Haus stehen auch in diesem Raum zahlreiche Kunstobjekte wie Skulpturen und Bilder zur Schau.

Bilder, Fotos und Skulpturen im ovalen Zimmer. Foto: Niklas Brose
Dieses ovale Zimmer könnte man sich auch gut als Bibliothek vorstellen. Doch neben den Kunstobjekten gibt es hier auch Informationen zu am Bau beteiligten Personen. Foto: Niklas Brose

Mindestens genauso luxuriös wirken Schlaf- und Badezimmer. Denn auch hier lässt sich eindeutig das feine Auge der Künstler erkennen, die moderne Architektur mit der Schönheit der Natur verknüpfen wollten. 

Badezimmer im Vulkangestein. Foto: Niklas Brose
Entspanntes Baden in der Felswand aus Vulkangestein. Foto: Niklas Brose

So haben sie die Badewanne im Badezimmer direkt in die Felswand integriert. Ein klarer Kontrast zwischen dem strahlend hellen Weiß der Wände und dem Naturgestein. So macht Baden sicher noch mehr Spaß, auch wenn in dieser Wanne vermutlich noch niemand ein Bad genommen hat.   

Ähnlich sind die Künstler bei der Gestaltung des Schlafzimmers vorgegangen. Hier befindet sich das Kopfende des Bettes in einer ausgehöhlten und abgerundeten Stelle des rötlichen Vulkangesteins. Die Wand dahinter hat man wieder im glatten Weiß verputzt. Ein wahrhaft traumhaftes Ambiente.

Schlafzimmer im Vulkangestein. Foto: Niklas Brose
Probeliegen leider verboten. Foto: Niklas Brose

Das Spielzimmer

Der letzte Raum, über den es zu berichten gilt, ist das Spielzimmer. In diesem Zimmer befindet sich nämlich ein Bridge-Spieltisch. Ob es tatsächlich der Spieltisch ist, an dem Omar Sharif das frisch erworbene Haus als Spieleinsatz verwendete? Vermutlich nicht. 

Doch ein Foto im Hintergrund zeigt zumindest wie der Schauspieler mit anderen Personen gemeinsam ein Kartenspiel spielt und dabei einen Drink genießt. 

Spielzimmer mit Bridge-Tisch. Foto: Niklas Brose
Versammelt am Bridge-Tisch. In diesem Zimmer wird von der Legende des beim Bridge verspielten Hauses erzählt. Foto: Niklas Brose

Hat man als Tourist nun alle Räume, Tunnel und Innenhöfe des Lagomar besichtigt, so versteht wohl kaum, wie man so ein luxuriöses Gebäude nur beim Glücksspiel verlieren kann.  

Fest steht, dass die Künstler beim Bau dieses einmaligen Projekts ihr Ziel erreicht haben, nämlich Kunst, Natur und Wohnen eindrucksvoll miteinander zu verbinden.

Für jeden Lanzarote-Liebhaber ist ein Besuch des Lagomar auf jeden Fall den Eintritt wert. Wer nicht das ganze Gebäude sehen möchte und sich den Eintritt sparen möchte, sollte nach 18 Uhr anreisen. Dann öffnen Bar und Restaurant des Lagomar ihre Türen. Zumindest ein bisschen Luxus lässt sich so bei einem Drink oder leckerem Essen erleben. 

Es gibt jedoch eine Sache, von der im Lagomar  dringend abzuraten ist: Sein Glück im Bridge-Spiel zu versuchen.

Informationen zu Öffnungszeiten

Montag bis Sonntag – 10 bis 18 Uhr

tEILE DIESEN bEITRAG