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Der Olympiapark von oben: Das Münchner Olympiastadion vom Turm aus fotografiert. Foto: Niklas Brose

Der Olympiapark in München – Ein Ort, der die Stadt veränderte

Seit den olympischen Sommerspielen Im Jahr 1972 fester Bestandteil des Münchner Stadtbilds: Der Olympiapark. Mit seiner einzigartigen Architektur und eindrucksvollen Historie wirkt das Olympiazentrum gewissermaßen zeitlos.

Der Olympiapark: Ein Sportgelände mit nachhaltigem Eindruck

Als Schauplatz für die olympischen Sommerspiele im Jahr 1972 beeindruckt der Olympiapark in München bis heute. 2022 feierte der Olympiapark bereits sein 50-jähriges Jubiläum. Mit seinen futuristisch anmutenden Dächern, die aussehen wie riesige Spinnennetze ist das Olympiazentrum heute nicht mehr aus dem Münchner Stadtbild wegzudenken. 

Im Vergleich zu vielen anderen Sportstätten, die man für Olympia gebaut hat, nutzte man den Olympiapark auch nach Abschluss der Spiele für Sportveranstaltungen. Das liegt natürlich auch an der einzigartigen Architektur. Wer sich diese ausgedacht hat und welche Besonderheiten der Olympiapark sonst noch so zu bieten hat, das lest Ihr in diesem Artikel. 

Panorama des Olympiageländes in München. Foto: Niklas Brose
Olympia-Panorama am Oberwiesenfeld in München: Turm, Schwimmhalle und See in einem. Fotografiert vom Olympiaberg. Foto: Niklas Brose

1966: "The Games are awarded to Munich"

Anders als in der heutigen Zeit verlief die Vergabe der olympischen Spiele in den 1960er-Jahren etwas kurzfristiger. Da man sich bei der Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Madrid für zwei getrennte deutsche Sportmannschaften entschloss und der DDR eine eigene Mannschaft zugestand, hatte die Bundesrepublik Deutschland beim IOC etwas gut.

Will Daume, damals Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) in Deutschland, setzte sich gemeinsam mit Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel für München als Austragungsort ein und bereitete die Bewerbung der Stadt mit vor.

Am 26. April 1966 war es dann auch offiziell. Beim IOC-Treffen in Rom fiel die Wahl auf München. IOC-Präsident Avery Brundage verkündete: „The Games are awarded to Munich.“

Damit begann die eigentliche Arbeit in der bayrischen Landeshauptstadt. Denn im April 1966 gab es noch kein Stadion, keine Schwimmhalle und der Fernsehturm war auch noch nicht fertig.

Das Olympiastadion in München mit seinem Zeltdach vom Olympiaberg aus. Foto: Niklas Brose
Im Olympiastadion trug man neben Eröffnungs- und Abschlussfeier den Großteil der leichtathletischen Wettkämpe aus. Zudem fand hier am 6. September 1972 die Gedenkstunde für die Opfer der Geiselnahme im olympischen Dorf vom Vortag statt. Foto: Niklas Brose

Eine Tischplatte mit Nylonstrumpfhose, Reißnägeln und Zahnstochern

Als Hauptort für die olympischen Sportanlagen machte man den das Oberwiesenfeld ausfindet, das sich rund vier Kilometer nördlich der Münchner Innenstadt befindet. 

Das Oberwiesenfeld entstand vor rund 10.000 Jahren, genauer gesagt während der letzten Eiszeit im Alpenraum (Würm-Eiszeit). Damals war das Oberwiesenfeld eine flache Schotterfläche von rund 300 Hektar. Das sind in etwa 420 Fußballfelder. 

Da sich die Fläche kaum für Landwirtschaft eignete, lag sie lange brauch. 1784 entdeckte man die Fläche für die militärische Nutzung, was sich auch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr ändern sollte. 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man dann das Gelände auch als Flugplatz für Ballone und Luftschiffe zu nutzen. 1909 wurde das Oberwiesenfeld offiziell Flugplatz, den man bis zu den 1930er-Jahren weiter ausbaute. Der nördliche Teil diente als Flugplatz, der südliche Teil für militärische Zwecke. 1939 wurde der Flugplatz durch den neuen Flughafen in München-Riem ersetzt. 

Während des Zweiten Weltkriegs nutzte die Luftwaffe das Gelände. Nach Ende des Krieges bis 1957 war die US-Armee auf der Fläche stationiert. Außerdem nutzte man das Oberwiesenfeld für erste Großveranstaltungen (z.B. Messen und für private Sportflüge. Mit den Flügen war es im Jahr  dann jedoch endgültig vorbei, da im Jahr zuvor die Bauarbeiten für den Olympiapark begonnen hatten.

Heute verteilt sich das Oberwiesenfeld auf die Münchner Stadtbezirke Milbertshofen-Am Hart, Schwabing-West und Neuhausen-Nymphenburg.

Nun musste man nur noch jemanden finden, der für das Gelände in dieser kurzen Zeit moderne und funktionalen Sportbaustätten designen konnte. Also startete man im Jahr 1966 einen Architektenwettbewerb. Dabei mussten die Juroren zwischen insgesamt 104 Modelle auswählen.

Eins dieser Modelle entstand im Stuttgarter Architekturbüro Behnisch & Partner. Einer der Mitarbeiter erinnerte sich an das Zeltdach des deutschen Messestands bei der zeitgleich stattfindenden Weltausstellung in Montreal, das der deutsche Architekt Frei Otto entworfen hatte. Das Team fand die Idee so gut, dass man beschloss sowohl Schwimm- und Olympiahalle mit dieser Art von Dach zu bedecken. Frei Otto holte man später auch ins Boot, um die Dachkonstruktion für das Olympiagelände zu entwickeln.

Einzig und allein die Art der Modellierung musste man noch klären. Fritz Auer, Mitbegründer des Architektenbüros hatte eine denkbar einfache Lösung parat: Damenstrumpfhosen seiner Frau, Reißnägel und Zahnstocher. Den Strumpf fürs Dach, Zahnstocher und Reißnägel als Träger. Das Ganze montierten die Architekten auf einer Tischplatte und reichten ihren Entwurf ein.

Die Entscheidung fiel dann im Frühjahr 1968. Zunächst wollte die Jury das Modell aus Stuttgart schon in der ersten Runde aussortieren. Es galt als zu „kühn“. Doch der Architekt und Jury-Vorsitzende Egon Eiermann war genau deswegen so begeistert von der Idee, dass er sich persönlich für das Projekt einsetzte. Am Ende gewannen Behnisch & Partner und erhielten den Auftrag.

Da die olympischen Spiele unter dem Motto „Olympia im Grünen“ stattfinden sollten, bezog die Idee von Fritz Auer und Co. auch den Rest des Geländes mit ein. So befand sich im Süden der alte Trümmerberg mit Trümmern des Zweiten Weltkriegs. Diesen verwandelte man in den grünen Olympiaberg. Hierzu erhöhte man den Schuttberg zunächst mit dem Aushub vom Bau der U-Bahn-Linie U3, dann bepflanzte man ihn. Seither zählt der Olympiaberg mit einer Höhe von ca. 60 Metern zu einer der höchsten Erhebungen Münchens.

Zwischen Olympiaberg, Stadion und den Sporthallen entstand zudem der Olympiasee. Den brauchte man, um etwa bei Starkregen das viele Wasser aufzufangen. Hierzu erweiterte man den Nymphenburg-Biedersteiner Kanal, der bereits seit dem 18. Jahrhundert durch das Gelände führte.

Für die Konstruktion der Zeltdächer musste man nun noch ein lichtdurchlässiges Material finden, das stabil genug war und zugleich optimale Lichtverhältnisse für die Fernsehübertragungen zuließ. Fündig wurde man hier bei einer Firma aus Darmstadt. Das Unternehmen lieferte stabile Platten aus Acryl, mit denen man das Dach über den Sportstätten bauen konnte. Oder besser gesagt: Man spannte die Dächer flexibel wie ein Spinnennetz über die Gebäude des Olympiaparks.

Ziel der Architekten war es auch mit der Dachkonstruktion auf ein modernes und demokratisches Deutschland hinzuweisen, dass die dunkle Geschichte des Nationalsozialismus erfolgreich überwunden hatte.

Die Olympiahalle im Olympiapark in München. Foto: Niklas Brose
Seitlicher Blick auf die Olympiahalle. Rechts sind zwei der tragenden Stahlmasten zu erkennen, die einen Teil des Daches tragen. Foto: Niklas Brose

Der Olympiapark entsteht

Nachdem nun man entschieden hatte, welchem Plan der Bau des Olympiageländes folgen sollte, hatte man keine Zeit mehr zu verlieren. Denn bis zum Beginn der olympischen Sommerspiele blieben nur vier Jahre. Ein sportlicher Zeitplan, im wahrsten Sinne des Wortes. 

Zwar standen mit dem Olympiaturm und dem Olympia-Eissportzentrum schon zwei fertige Gebäude auf dem Gelände, doch die wesentlichen Einrichtungen für die Sportveranstaltungen fehlten noch. 

Eine enorme Herausforderung bestand nun darin, die vielen beteiligten Bauunternehmen zu koordinieren. Hierzu hatten Bund, Land und Stadt bereits im Juli 1967 die Olympia-Baugesellschaft mbH ins Leben gerufen.

Und so gingen im Frühjahr 1968 die ersten Erdarbeiten auf dem Oberwiesenfeld los. Auch wenn zunächst alle Bauarbeiten planmäßig verliefen, stellte sich später raus, dass man die ursprünglich kalkulierten Kosten nicht einhalten konnte. 1965 rechnete man noch mit einem Gesamtkosten von 495 Millionen D-Mark. Nach Abschluss der Spiele war es fast viermal so viel Geld, nämlich 1,97 Milliarden Deutsche Mark. Der Freistaat Bayern und die Bundesrepublik griffen der Stadt München dabei noch einmal mächtig unter die Arme. 

Einer der Gründe für die hohen Kosten: Blindgänger und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, die man entschärfen und beseitigen musste. Hinzu kam auch der aufwändige Bau der ersten U-Bahn-Stammstrecke Münchens. Die U-Bahn benötigte man vor allem, um die Besuchermassen aus aller Welt zwischen Innenstadt und Sportstätten hin und her transportieren zu können. Die Station Olympiazentrum, über die man direkt zu dem Gelände gelangt, ging am 8. Mai 1972 in Betrieb.

Der Olympiasee in München, im Hintergrund der BMW-Zylinder. Foto: Niklas Brose
Der Olympiaturm zählt zu den pre-olympischen Gebäuden, da sein Bau bereits im Jahr 1965 begann. Der Olympiasee entstand während der Baumaßnahmen ab 1968. Zwischen See und Turm ist hier die Olympia-Schwimmhalle zu sehen. Foto: Niklas Brose

1972: Der Olympiapark macht München offiziell zur Weltstadt

Bis Ende des Jahres 1970 konnte man die relevanten Erdarbeiten fertigstellen. Das war sozusagen das Startsignal für den Bau des Daches.

Im Frühjahr 1971 begann man deshalb mit der Installation der Dachkonstruktion. Diese schloss man bereits im April 1972 ab. Die Olympiahalle, die Olympia-Schwimmhalle und das Olympiastadion waren nun durch das Dach miteinander verbunden. Hierzu verbaute man insgesamt 74.800 m² Plexiglas, befestigt an 58 Masten aus Stahl.

Der Olympiaturm hinter dem Dach des Olympiaparks in München. Foto: Niklas Brose
Das Dach des Münchner Olympiaparks umfasst eine Fläche aus 74.800 qm² (etwas mehr als zehn Fußballfelder). Foto: Niklas Brose

Also alles gerade rechtzeitig, um die olympischen Spiele zu feierlich zu starten. Am 26. August 1972 war es dann so weit. Der damalige Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Gustav Heinemann eröffnete vor rund 62.000 Zuschauern feierlich die olympischen Sommerspiele im Olympiastadion.

Im und um den Olympiapark fand dann zwischen vom 26. August bis zum 11. September 1972 ein Großteil der sportlichen Wettkämpfe statt. Die Wettbewerbe in der Leichtathletik trug man ausschließlich im Olympiastadion aus. Bis zur Eröffnung der Allianz-Arena diente das Olympiastadion später als Spielstätte der Münchner Fußballvereine FC Bayern und 1860 München. Heute ist das Stadion vor allem der zentrale Ort für Open-Air-Konzerte. Ein Olympia-Revival gab es im Stadion jedoch im Sommer 2022 als hier die Leichtathletik EM 2022 stattfand.

In der Olympiahalle fanden 1972 die Wettkämpfe im Turnen und vereinzelte Spiele im Handball statt. Heute dient die Olympiahalle mit einer Kapazität von bis zu 15.500 Plätzen sowohl als Konzerthalle als auch als Veranstaltungsort für verschiedenste Sportereignisse wie die Basketball-EM 1993 oder das Tennisturnier WTA Championships im Jahr 2001.

Das Eissportzentrum nutzte man fürs Boxen. In der Schwimmhalle fanden alle Wettkämpfe im Schwimmen, Wasserspringen und auch Partien im Wasserball statt. Die Schwimmhalle wird bis heute für Wettkämpfe, Training und Veranstaltungen weitergenutzt. So fand hier unter anderem auch das TV Total Turmspringen des TV-Entertainers Stefan Raab statt. Sie wurde von 2017 bis 2019 sogar umfangreich saniert und erstrahlt seither in neuem olympischen Glanz.

Für die Veranstaltungen im Bahnradfahren baute man zwischen 1970 und 1972 westlich des Olympiastadions ein großes Radstadion. Nach den olympischen Spielen diente das Gebäude unter dem Namen Event Arena als Ort für Veranstaltungen jeglicher Art. Ende 2014 beschloss die Stadt München das Radstadion abzureißen, was im Folgejahr auch passierte. Zukünftig soll hier der SAP-Garden als Spielstätte für das Basketball-Team des FC Bayern München und das Eishockey-Team EHC Red Bull München entstehen.

Grüne Idylle im Olympiapark: Der Olympiasee mit dem Olympiaberg im Hintergrund.
Natur-Idylle: Der Olympiasee und der Olympiahügel verdeutlichen bis heute das Motto der olympischen Spiele im Grünen. Foto: Niklas Brose

Unterwegs im grünen Olympiapark

Das ursprüngliche Motto „Olympia im Grünen“ hat sich bis zum heutigen Tage gehalten. So bestimmen neben der Dächer, dem Olympiaturm vor allem der Olympiasee und der Olympiaberg einen großen Teil der Kulisse des Olympiazentrums. 

Spektakuläre Aussichten hat man sowohl vom rund 291 Meter hohen Olympiaturm sowie vom einstigen Trümmerberg, dem Olympiaberg. Von beiden Orten kann man hervorragend auf die ganze Stadt blicken. Je nach Wetterlage bietet sich Richtung Süden zudem ein wunderbares Alpenpanorama. Für den Aufstieg auf den Olympiaberg spricht neben der Aussicht übrigens auch der Biergarten Olympiaalm

Wer noch höher möchte, darf sich auf den Olympiaturm trauen. Die Auffahrt kostet zwar einige Euros, dafür gibt es neben dem drehenden Restaurant in 181 Meter Höhe gleich zwei  Aussichtsplattformen. Eine geschlossene mit Fenstern, eine zweite offene ein paar Meter weiter oben. 

Sport-, Wasser – oder Filmfans kommen übrigens am Olympiasee auf ihre Kosten. So kann man zum Beispiel am See entlang spazieren, joggen und radeln. Oder man wagt sich mit dem Tretboot aufs Wasser, um von dort aus die Aussicht zu genießen. Zum Sommer hin bietet das Kino am Olympiasee Filmgenuss an der frischen Luft.

Die Zukunft der Dächer im Olympiapark

Ursprünglich ging man davon aus, dass sich das Dach maximal zehn Jahre halten würde. Inzwischen hält die Konstruktion über 50 Jahre. Zwar gab es in den 90er-Jahren eine erste Sanierung bei der man das Glas austauschte und die Seile neu gegen Brände sicherte. Durch regelmäßige Reparaturen und Kontrollen hielt das Dach seither weiterhin der Witterung Stand. Bis zum Jahr 2027 läuft eine weitere umfassende Sanierung, die insbesondere das Olympiastadion betrifft.
Schnee bedeckt die Dächer im Olympiapark in München. Foto: Niklas Brose
Der Olympiapark im Schnee. Auch im Winter bei Schnee lohnt sich ein Besuch des Olympiazentrums in München. Foto: Niklas Brose
Ob das Dach danach auch erneut 30 Jahre hält? Die Erfahrungen aus der letzten Jahrzehnte zeigen zumindest schon mal eine positive Tendenz. Und mal ehrlich: Was wäre die heutige Weltstadt München ohne seinen Olympiapark?

Aktuelle Infos zu Veranstaltungen etc. im Olympiapark bekommt ihr auf der Website des Olympiaparks München.

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