Blick über den Brunnen und das Wasserbecken vor Schloss Linderhof.

Schloss Linderhof – Die Villa des Königs

Mitten im Ettal befindet sich Schloss Linderhof. Das einzige Schloss, das der bayerische König Ludwig II. fertiggestellt erleben konnte. Kommt mit auf einen Rundgang durchs Schloss und erfahrt mehr über die Geschichte der Königsvilla in den Ammergauer Alpen.

Inmitten des zauberhaften Ettals, umgeben von den Ammergauer Alpen befindet sich Schloss Linderhof. Eines von drei luxuriösen Schlössern, die König Ludwig II. von Bayern im 19. Jahrhundert bauen ließ. Neben Schloss Linderhof entstanden in seinem Auftrag auch die Schlösser Neuschwanstein und Herrenchiemsee. Die Besonderheit von Schloss Linderhof: Es war das einzige Projekt, das zu Lebzeiten des Königs vollständig abgeschlossen wurde. 

In diesem Artikel erfahrt Ihr mehr über die Geschichte von Schlosspark Linderhof. Beim Lesen lernen wir auch ganz sicher zu verstehen, warum es dem Kini (Spitzname in Bayern für König Ludwig II.) hier im Ettal so gut gefiel.  

Luxuriöse Pläne für den Schlossbau

Erste (luxuriöse) Pläne für den Bau eines Schlosses ließ Ludwig II.  bereits im Jahr 1868 entwickeln. So gab es einen Plan, der einen Bau angelehnt an Schloss Versailles vorsah. Eine andere Idee war der Nachbau eines riesigen byzantinischen Palastes. 

Heute nur unschwer zu erkennen: Keine dieser Ideen kam am Ende für den Bau von Schloss Linderhof in Frage. 

Schloss Linderhof: Erst Forsthaus, später royale Villa

Nur ein Jahr später fiel die Wahl König Ludwigs II. auf ein altes Försterhäuschen. Das kleine Forsthaus stammte noch aus der Regierungszeit seines Vaters, Maximilian II. Von hier aus machten Vater und Sohn regelmäßig ihre Jagdausflüge. Kein Wunder also, dass der König zunächst an diesem Gebäude festhalten wollte. 

Das Forsthäuschen, später Königshäuschen, befand sich auf dem heutigen Schlossvorplatz. Durch verschiedene Anbauten diente es als Grundstein für Schloss Linderhof.

In sechs Bauphasen baute man hier verschiedene Bereiche hinzu. Zum Abschluss der Bauphasen versetzte man das Königshäuschen später an eine andere Stelle (ca. 200 Meter westlich vom heutigen Schloss).

Das Königshäuschen aus Holz
Das Königshäuschen steht unweit vom Schloss und wird häufig für Ausstellungen verwendet. Foto: Niklas Brose

Die ersten drei Bauphasen von Schloss Linderhof

Im Jahr 1869 begann die erste Bauphase. In dieser Zeit baute man das Forsthaus um und verpasste ihm ein königlicheres Aussehen. 

Nur ein Jahr später begann die zweite Bauphase. Hier erhielt das Gebäude einen ersten Flügelanbau. Zudem überarbeitete man die Pläne für die folgenden Bauphasen. 

Im Frühling 1871 folgte der Bau des zweiten Flügelanbaus, symmetrisch zum ersten Anbau. Außerdem entstand ein Schlafzimmer, das beide Flügel miteinander verband. Hierbei erhielt es auch einen eigenen Zugang auf der Westseite. Über den zweiten Eingang ließ sich das Gebäude nun auch unabhängig von den Eingängen des Forsthauses betreten. 

Obwohl das Forsthaus nun eigentlich überflüssig war, hielt König Ludwig II. emotional noch an dem Häuschen fest. In der dritten Bauphase hatte man nämlich nun der Kern des heutigen Schlosses errichtet. 

Von außen ähnelte Schloss Linderhof zu diesem Zeitpunkt eher einer Almhütte aus Holz. Dafür war das prunkvolle Interieur schon damals ein echter Hingucker. Denn König Ludwig II. sammelte begeistert teure Souvenirs aus aller Welt, die er in verschiedenen Räumen (vor allem sich selbst) präsentierte.

Neues Dach und Fassade aus Stein für Schloss Linderhof

Inzwischen stellte sich heraus, dass das nun entstandene Gebäude ein stabileres Mauerwerk benötigte. Also genehmigte der König im Februar 1873 eine vierte Bauphase. Diese umfasste sowohl eine feste Fassade aus Stein als auch ein neues Dach. Der Kern des heutigen Schlosses war damit fertig. 

Und wer hätte es geahnt. Ganz zufrieden war König Ludwig II. damit noch nicht. Ihm fehlte nämlich noch ein repräsentativer Eingang mit Treppenhaus. 

Schloss Linderhof wird zur (fast) fertigen Königsvilla

Im Januar 1874 begann man mit dem Bau des neuen Eingangsbereiches im südlichen Teil des Schloss. Allerdings musste sich der König hierzu von seinem geliebten Königshäuschen trennen. Zumindest, was den Standort betrifft. Denn man baute es nur ca. 200 Meter weiter westlich vom Schloss wieder auf. 

Dort lässt es sich noch heute bewundern. Man läuft nämlich direkt am Königshäuschen vorbei, wenn man zu Fuß vom Eingang zum Schloss geht.

Eine Führung durch Schloss Linderhof

Wer Schloss Linderhof heute in seiner gesamten Pracht erleben möchte, sollte auf jeden Fall eine Führung durch die Innenräume buchen. Wichtig dabei: Fotos darf man im Schloss leider nicht machen. Auch Rucksäcke sind tabu.

Dafür gibt es jedoch nahezu alle zehn Minuten Führungen auf Deutsch oder Englisch. Für weitere Sprachen werden auf Wunsch Mappen mit Übersetzungen ausgehändigt.

Ein weiterer Vorteil: Man geht ohne Ablenkung durch die Räume. So kann man die einzigartige Atmosphäre in den Räumen besonders gut auf sich wirken lassen.

Damit ihr in etwa wisst, was euch bei der Führung erwartet, bekommt ihr im weiteren Verlauf eine kleine Zusammenfassung der Führung durchs Innere von Schloss Linderhof.

Der Brunnen und das Wasserbecken von Schloss Linderhof. Im Hintergrund der Venustempel und die Ammergauer Alpen.
Auch der Außenbereich von Schloss Linderhof beeindruckt die BEsucher. Hier der Blick vom Eingang in das Schloss auf den Brunnen und den Venustempel. Foto: Niklas Brose

Fünf Zimmer, vier Kabinette und ein Spiegelsaal

Startpunkt der Führung durch Schloss Linderhof ist das so genannte Vestibül im Erdgeschoss. Rötliche Marmorsäulen und ein Standbild des französischen Königs Louis XIV geben einen kleinen Vorgeschmack auf weiteren königlichen Kitsch in den weiteren Räumen im Obergeschoss. 

Eine Etage weiter oben geht es ins westliche Gobelinzimmer. Dieser Raum wird auch als Musikzimmer bezeichnet. Zu der Ausstattung des Zimmers zählt nämlich ein seltenes Pianino Aeolodikon, eine Art Klavier. 

Durch das Gelbe Kabinett ins Audienzzimmer

Im nächsten Schritt geht es in das Gelbe Kabinett. Dieser halbrunde Raum fasst zusammen mit dem gegenüber liegenden Lila Kabinett das Audienzzimmer des Königs ein.

Wie der Name schon sagt erwarten einen hier vor allem gelbe Wandbespannungen und Ornamente. Diese Ornamente symbolisieren unter anderem die vier Erdteile, die vier Elemente und auch Tierkreiszeichen. Eine Besonderheit des Gelben Kabinetts ist, dass es der einzige Raum im Schloss ist, bei dem man Silber zur Verzierung der Elemente verwendet hat. Durch die Tür geht es weiter ins Audienzzimmer.

Obwohl Schloss Linderhof ein Audienzzimmer besitzt, hat der König hier nicht einziges Mal Besuch empfangen. Dafür steht hier ein prunkvoller Schreibtisch, auf dem vergoldetes Schreibzubehör aus Bronze steht. Ein Anzeichen, dass König Ludwig II. diesen Raum aber als Arbeitszimmer verwendete.

Darüber hinaus entdeckt man hier zahlreiche Embleme von König Ludwig II. sowie zwei Rundtische aus Malachitplatten. Jene Tische waren ein Geschenk der Zarin Marie Alexandrowna an den bayerischen König. Nicht zu übersehen sind auch die großen Statuen der französischen Könige Louis XIV. und Louis XV. Beide Reiterstatuen wurden aus italienischem Marmor gefertigt.

Mit kleinem Umweg ins königliche Schlafzimmer

Auch vor dem Weg ins Schlafzimmer muss man zunächst ein weiteres Kabinett betreten. In diesem Fall das lila Kabinett. Die Dekoration ist hier ähnlich ausgestaltet wie zuvor im gelben Kabinett. Das Lila soll zur Vorbereitung auf das Schlafzimmer nebenan dienen. 

Während das Schloss insgesamt relativ klein wirkt, wirkt das königliche Schlafzimmer nahezu riesig. Allein das tiefblaue Bett scheint einen Großteil des Raumes einzunehmen (Blau war die Symbolfarbe König Ludwigs II., Anm. d. Red.). Über dem Bett befindet sich ein Baldachin (Zierdach) auf dem sich zwei Engel befinden, die die bayerische Krone präsentieren. Zudem befinden sich neben dem Bett zwei große Standleuchter.

Umfasst wird der Bereich um das Bett von einer goldenen und kunstvoll geschnitzten Balustrade (eine Art Zaun, Anm. d. Red.). Im Bereich vor dem Bett hängt ein riesiger Kronleuchter von der Decke, der dem Schlafzimmer optisch noch größer wirken lässt. 

Insgesamt ist das Schlafzimmer der am aufwändigsten gestaltete Raum im gesamten Schloss Linderhof. 

Essen im Ostflügel

Nachdem man das Schlafzimmer verlassen hat, betritt man durch das rosa Kabinett den Ostflügel von Schloss Linderhof. Diesen kleinen Raum nutzte der König als sein Ankleidezimmer bevor er das Speisezimmer betrat. 

Im Speisezimmer hielt sich König Ludwig II., wie sollte es anders sein, ebenfalls gern allein auf. So konnte er seinen Träumen und Gedanken freien Lauf lassen. Deshalb gibt es im Speiseraum die Möglichkeit, den Esstisch per Kurbelmechanik in die Küche im Keller hinunter zu lassen. Eine französische Erfindung aus dem 18. Jahrhundert. Übrigens: In die Küche kann man heute noch von außen hinein schauen und so die Kurbeltechnik erkennen. 

Auf den Kunstwerken an den Wänden des Esszimmers sind Gartenbau, Jagd und Fischerei zu erkennen, passend zu den königlichen Mahlzeiten. 

Die letzte Etappe: Das Blaue Kabinett und das Östliche Gobelinzimmer

Bevor wir in den Spiegelsaal kommen, müssen wir noch zwei Räume durchqueren. Zunächst betritt man das blaue Kabinett. Dieser kleine Raum beeindruckt mit seinen vergoldeten Stickereien und himmelsblauer Decke.

Anschließend geht es weiter ins östliche Gobelinzimmer. Im östlichen Gobelinzimmer steht zwar kein Musikinstrument wie im westlichen Gobelinzimmer, dafür erwarten einen göttliche Kunstwerke. Genauer gesagt sieht man hier Kunstwerke, die  das Liebesleben der Götter auf Erden darstellen. Eigentlich eine gute Vorbereitung auf den überwältigenden Höhepunkt des Rundgangs.

Denn nur eine Tür weiter erwartet uns nun (endlich) das große Highlight der Führung durch Schloss Linderhof, der Spiegelsaal. 

Spieglein, Spieglein und noch ein Spieglein...

Schon beim Betreten des Spiegelsaals fühlt es sich so an, als würde man urplötzlich in eine andere Welt katapultiert werden. Alles glänzt, schimmert, glitzert und scheint. Wer ganz viel Zeit hat, kann in diesem Bereich die wenigen Stellen suchen, an denen sich kein Spiegel befindet. 

König Ludwig II. nutzte den Raum eher in der Nacht, wo das Licht der vielen Kerzen noch faszinierender gewirkt haben muss als das Tageslicht. Die vielen Kerzen standen unter anderem auf Kerzenleuchtern aus Elfenbein oder auf dem glamourösen Wiener Kristallleuchter an der Ecke. Dazu gesellen sich Skulpturen aus edlem Marmor oder Möbel, die mit Bronze und Rosenholz verziert wurden. 

Je nachdem wo man sich gerade im diesem einzigartigen Raum befindet, findet man zudem eine unendliche Anzahl an Spiegelbildern von sich selbst. Ein unglaublicher Eindruck, der den Spiegelsaal zum absoluten Highlight der Führung durch Schloss Linderhof macht. 

Ein Rundgang durch Schloss Linderhof bleibt im Gedächtnis

Nachdem man die Impressionen des Spiegelsaals einigermaßen verarbeitet hat, geht es wieder hinaus ins Vestibül. Von dort aus nimmt man jedoch einen etwas ungewöhnlichen Weg hinaus aus dem Schloss, mitten hinein in den Schlosspark. Doch lasst euch überraschen, welche Besonderheiten Schloss Linderhof noch so mit sich bringt. 

Eins steht fest, in Sachen Glanz und Gloria steht Schloss Linderhof den Schlössern Herrenchiemsee und Neuschwanstein in nichts nach.  

Reisetipp: Online-Ticket für die Führung buchen

Ihr plant einen Besuch von Schloss Linderhof und möchtet eine Führung durch das Schloss bekommen? Dann lohnt es sich, vorher ein Online-Ticket zu buchen. Dieses bekommt Ihr direkt über die offizielle Website der Bayerischen Schlösserverwaltung. 

Dort könnt Ihr auch für mehrere Tage im Voraus das Ticket buchen und Eure Lieblingsuhrzeit auswählen. 

tEILE DIESEN bEITRAG